Interview mit David und Dario von Alekos in Granara 15.9.07
David und Dario haben für alle ihre Unternehmungen in den letzten 15 Jahren eine Coop gegründet. Alekos existiert seit 1993 als eine Kooperative für soziale und kulturelle Dienstleistungen. Die Kooperative hatte während ihres Bestehens immer zwischen 5 und 10 Mitglieder. 2007 hat sich Alekos in drei verschiedene Unternehmen gespalten. Nach 10 Jahren finanzieller Schwierigkeiten haben sie beschlossen das Aufgabenfeld der Coop stärker zu spezialisieren. Eine Coop hat sich ganz von ihnen getrennt, David hat Alekos Lab gegründet, eine soziale Coop Typ A und Dario macht Alekos Net alleine als Informatiker. Am Anfang wollten sie innerhalb von Alekos ganz unterschiedliche Dinge realisieren. Dahinter stand die Idee, auf diese Weise das Geld, das reinkommt, umzuverteilen, z.B. das Geld, das im Informatikzweig reinkam in soziale Projekte zu leiten. Dies ist eine anarchistische Idee, die ihrer Meinung nach nur unter Freunden und innerhalb einer überschaubaren Gruppe funktioniert. Vorraussetzung ist, dass die genossenschaftlichen Prinzipien eine von allen Mitgliedern anerkannte Grundlage ihrer Arbeit und allen wirtschaftlichen Handelns ist. Die entscheidenden Prinzipien sind: Kollaboration untereinander und mit anderen Coops, Selbstbestimmung in der Arbeit und das Konsensprinzip für alle die Genossenschaft betreffenden Entscheidungen. Ökonomisch war ihre Coop nicht sehr effektiv. Dafür oder trotzdem haben sie mit der Umverteilung des Geldes experimentiert. Zuerst wurde das Geld nach Bedürfnissen verteilt, aber es gab zu wenig für alle, so dass sie entschieden haben, dass alle das Gleiche bekommen sollten. Die Idee war wichtiger als die Arbeit. Auch wenn sie finanziell nicht erfolgreich waren und in den letzten drei Jahren nur noch drei Soci ohne Gehalt, die ihre Angestellten auch noch aus eigener Tasche bezahlten, um die Coop am Leben zu halten, waren sie immerhin unabhängig. Sie starteten ohne Finanzierung und stellten dem Markt ihre Kooperative gegenüber. Damals haben sie versucht den Arbeitsbegriff zu erweitern, das Verhältnis von Arbeit zu Geld neu zu erfinden, aber sie haben sich nicht nach den Gesetzen gerichtet und Fehler gemacht für die sie heute noch bezahlen.
Eine Coop muss mehr als eine bestimmte kritische Summe verdienen, damit Geld zurück in die Struktur fließen kann. Die Coop war nicht in der Lage, Mitglieder in Krisensituationen zu unterstützen. Als generelles Problem der Coops sehen die beiden, dass es ein fulltime-Job ist, du gehst nie nach Hause.
Im „Geld finden“ liegt für die soziale Coop (AlekosLab), die David 2007 gegründet hat, auch immer noch das größte Problem und auch der größte Teil der Arbeit. Den Wettbewerb, den eine Kommune für eine bestimmte soziale Dienstleistung ausschreibt, gewinnt, wer den Service am billigsten anbietet. inzwischen werden die Wettbewerbe sogar europaweit ausgeschrieben. Gewöhnlich wird erst ein bis zwei Jahre nach Erfüllung der Dienstleistung gezahlt, so dass 90% der Coops Kredite aufnehmen müssen, um überhaupt arbeiten zu können. Die Coops zahlen Zinsen an die Banken, bis das Geld der Gemeinde kommt, d.h. sie zahlen für jeden Auftrag drauf. In AlekosLab arbeiten zur Zeit zwei Mitglieder Vollzeit, die anderen sechs haben zwei Jobs, einen in der Coop und einen, um sich zu finanzieren, also die soziale Arbeit in der Coop leisten zu können.
AlekosLab arbeitet in der Lombardei und im Piemont. Sie organisieren einen Jugendtreff, haben ein Spielmobil, machen Projekte zur „Educazione Ambientale“ und haben einen sogenannten Ecobus entwickelt mit Spielen, an denen die Kinder alternative Energiegewinnungsmethoden verstehen lernen.
Davids Ziel für die nächste Zeit ist es, dass alle Mitglieder von AlekosLab nur noch für die Coop arbeiten und keinen zusätzlichen Job mehr brauchen.
Die finanzielle Situation der Sozial-Coops hat sich so weit zugespitzt, dass sie sich für Projektgelder von 20.000 € für eine Projektdauer von 3 Jahren bekriegen. Solche Summen sind so lächerlich wenig, dass sie sich bemühen, mehr Geld zum Beispiel auch von privaten Sponsoren zu finden; diese zusätzliche Arbeit ist selbstverständlich unbezahlt. Davids abschließendes Wort zu der Abhängigkeit der Coops von den Kommunen: Sie haben kein Geld, sie haben keine Ideen, aber sie entscheiden.
Dario fasst am Schluss noch einmal zusammen: Für ihn ist die Kooperative die einzig gültige (legale sagte er wörtlich) Form der Zusammenarbeit. Damit es funktioniert ist eine gute Verwaltung wichtig (also jemand muss Bescheid wissen in Buchführung, Steuer, etc. und sich auch darum kümmern), es muss genug Geld reinkommen, dass in die Struktur zurückinvestiert werden kann und Mitglieder in Schwierigkeiten unterstützt werden können und jedes Mitglied muss die gleiche Verantwortung tragen, d.h. das Plenum entscheidet alles.
Der Widerspruch aller Coops im derzeitigen System kann nicht aufgelöst werden. Entweder sie bleiben klein, dann können sie nicht auf dem Markt bestehen, oder sie werden groß, dann kann die Mitbestimmung aller nicht verwirklicht werden.